Egal, ob Eigentum oder Mietwohnung: Balkonkraftwerke ermöglichen es, mit wenig Aufwand eigenen Solarstrom zu produzieren. Anschluss und Installation nehmen Eigentümer dabei ganz einfach selbst vor. Wie genau das funktioniert, für wen sich eine Balkon-Solaranlage lohnt und was es hinsichtlich Speicher und Anmeldung zu beachten gibt.
Halterung festschrauben, Stecker rein und schon kann es losgehen mit den eigens produzierten Solarstrom. Da Eigentümer Installation und Anschluss innerhalb weniger Minuten selbst vornehmen, finden PV-Anlagen für den Balkon auch als Plug-and-Play- oder Stecker-Solaranlage Bezeichnung. Dabei ermöglichen sie aus auch Mietern, ihren eigenen Ökostrom zu erzeugen und sich ein Stück weit unabhängiger von Energielieferanten zu machen. Als Fläche für die Solarkollektoren eignet sich dabei nicht nur der Balkon, sondern auch Gartenhäuser, Garagen oder das Hausdach.
Montage und Stecker
Das Montage-Set einer Balkon Solaranlage besteht aus einer Befestigung, einem Solarmodul, einem Wechselrichter und einem Schutzkontaktstecker, auch als Schukostecker abgekürzt. Dabei handelt es sich um einen haushaltsüblichen Stecker, den auch andere Geräte wie die Waschmaschine nutzen. Für einen besonders sicheren Betrieb empfehlen einige Elektrofachbetriebe sogenannte Wieland-Steckdosen. Diese müssen jedoch erst durch einen Elektriker installiert werden. Für Balkonkraftwerke mit einer Leistung bis 600 Watt ist eine haushaltsübliche Steckdose in der Regel völlig ausreichend.
Das mitgelieferte Montagesystem lässt sich mit der dafür vorgesehenen Fläche wie dem Balkon mithilfe weniger Handgriffe verschrauben. Den Stecker in die Steckdose stecken, fertig. Von nun an beziehen alle Stromgeräte im Haushalt vorrangig den eigens erzeugten Ökostrom.
Der richtige Stromzähler: Einspeisung ist nicht möglich
Eigentümer einer Balkon-Solaranlage gelten als Kleinerzeuger. Sie dürfen die eigens gewonnenen Strom ausschließlich selbst nutzen. Eine Abgabe von Überproduktionen in des öffentliche Stromnetz gegen eine Einspeisevergütung ist nicht möglich. Demnach darf sich der Stromzähler nicht rückwärts drehen. Dafür ist ein Stromzähler mit Rücklaufsperre oder ein Zweirichtungzähler erforderlich. Für dessen Installation ist der Netzbetreiber verantwortlich. Dieser übernimmt auch die dafür anfallenden Kosten.
Anmeldung ist Pflicht
Nach der Inbetriebnahme der Mini-Solaranlage gilt es, zuständige Stellen zu informieren. So sind Eigentümer dazu verpflichtet, ihre Anlage in das Marktstammdatenregister (MaStR) der Bundesnetzagentur einzutragen. Über dieses Formular können Sie die Anmeldung ganz einfach online vornehmen.
Darüber hinaus müssen Solarstromerzeuger ihren Stromanbieter über das Balkonkraftwerk informieren. Stromanbieter sind dazu verpflichtet, entsprechende Formulare bereitzustellen. Alternativ hat die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie ein Musterschreiben erstellt. Hier finden Sie den Musterbrief für die Anmeldung beim Stromversorger.
Wichtig zu wissen: Bis zu einer Leistung von 600 Watt können Kleinerzeuger die Anmeldung ihrer Stecker-Solaranlage selbst vornehmen. Größere Anlagen muss ein Elektriker anmelden. Die Bundesregierung plant jedoch derzeit eine Gesetzesänderungen, wonach Privatpersonen Anlagen bis 800 Watt anmelden dürfen.
Frist und Strafen
Zur Anmeldung der Balkon-Solaranlage gilt eine Frist von einem Monat. Private Solarstromerzeuger dürfen ihre Anlage demnach schon bereits vorher in Betrieb nehmen. Für nicht angemeldete Kraftwerke drohen Bußgelder von bis zu 50.000 Euro.
600 Watt, 800 oder 900 Watt- Welche Leistung erlaubt ist
Grundsätzlich gilt: Je höher die Leistung eines Kraftwerks, desto schneller rechnet es sich. Aus diesem Grund gibt es auch Eigentümer, die mehrere Balkonkraftwerke miteinander kombinieren. Das ist jedoch nur bei ausreichender Fläche für die Solarkollektoren möglich.
Neben der Fläche gibt es jedoch einen weiteren limitierenden Faktor. So sind Balkonkraftwerke mit einer Einspeiseleistung bis 600 Watt erlaubt. Alles, was darüber hinaus geht, gilt nicht länger als Mini-Solaranlage und bedarf der Installation durch einen Elektrofachbetrieb. Doch auch hier sind baldige Änderungen der Gesetzeslage zu erwarten. So arbeitet die Bundesregierung an einem neuen Gesetz, wonach künftig Balkonkraftwerke bis 800 Watt erlaubt sein sollen.
Wann sich ein Speicher lohnt
Anders als bei großflächigen Solaranlagen erhalten Eigentümer von Balkonkraftwerken keine Einspeisevergütung für überschüssigen Strom. Gerade hier liegt deshalb die Überlegung nahe, einen Speicher anzuschließen. Dieser speichert den überschüssigen Strom und gibt ihn dann ab, wenn er im Haushalt benötigt wird.
Hier gibt es verschiedene Lösungen für Stecker-Solaranlagen. Die meisten Speicher sind dabei ebenso einfach installiert wie die Anlage. Die mobilen Solarstromspeicher sind jedoch nicht gerade günstig. Mit Preisen zwischen 1.000 und 2.000 Euro kosten sie zumeist mehr als das Balkonkraftwerk selbst. Über ihre Lebensdauer von rund 15 Jahren rechnen sie sich gerade bei kleineren Kraftwerken mit einer Leistung um die 300 Watt eher nicht.
Balkonkraftwerke im Vergleich: Aktuelle Testsieger
Tests verschiedener Balkonkraftwerke durch unabhängige Institutionen wie der Stiftung Warentest lassen noch auf sich warten. Online kursieren zwar verschiedene Testsieger, diese sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Entsprechende Seiten erhalten zumeist eine Provision bei dem Verkauf eines der von ihnen vorgestellten Modelle. Als wirklich unabhängig lassen sich derartige Testergebnisse demnach nicht einstufen.
Um dennoch von der Erfahrung anderer profitieren zu können, helfen Nutzerbewertungen. Hier stechen zum Beispiel folgende Stecker-Solaranlagen heraus:
Balkonkraftwerk | Hersteller | Leistung | Preis |
priBasic Duo | Priwatt | 600 W | 549 € |
Green Solar BKW 800/800 PLUS | Green Solar | 800 W (Auf 600 W drosselbar) | 1.099 € |
Voldt Basic | Voldt | 400 W | 549 € |
DUR-line Balkonkraftwerk 850Wp | 600W Komplettset | DUR-line | 600 W | 599 € |
PIANETA 850 Bifazialen Solar Balkonkraftwerk | PIANETA | 800 W (Auf 600 W drosselbar) | 560 € |
Veska Steckerfertige Solaranlage | Veska | 600 W | 599 € |
Yuma Balcony 90° (400) | Yuma | 300 W | 379 € |
SelfPV Balkonpaket (Runde Stäbe senkrecht) 410Wp | Greenakku | 300 W | 399 € |
Anker SOLIX RS40P | Anker | 800 W (Auf 600 W drosselbar) | 1.389 € |
Juskys 600 W / 820 W Komplettset | Juskys | 800 W (Auf 600 W drosselbar) | 549 € |
Kosten und Förderung von PV-Anlagen für die Steckdose
Die Kosten für ein Balkonkraftwerk bewegen sich zwischen 600 und 1.000 Euro. Entscheidend ist dabei der Lieferumfang und die Leistung der Anlage. Eine Anlage mit 800 Watt kostet mehr als eine solche mit 300 Watt. Für ein Komplettset inklusive Wechselrichter und Speicher belaufen sich die Kosten auf rund 1.500 Euro.
Im Vergleich zu eine großflächigen PV-Anlage, deren Kosten bei mindestens 10.000 Euro liegen, ist eine Mini-Solaranlage eine vergleichsweise günstige Alternative. Hinzu kommt, dass der Staat die Anschaffung durch einen Verzicht auf die Mehrwertsteuer fördert.
Regionale Förderprogramme
Neben den Wegfall der Mehrwertsteuer können Kleinerzeuger von weiteren Förderungen profitieren. So gibt es eine ganze Reihe von Städten, die den Kauf eins Balkonkraftwerks bezuschussen. Die Stadt Stuttgart beispielsweise zahlt Eigentümern 100 Euro Zuschuss für ihre Anlage. Auch die Stadt Schwetzingen in Baden-Württemberg bezuschusst 30 Prozent der Kaufsumme.
Auch in Bayern gibt es eine ganze Reihe an städtischen Förderprogrammen. Die Stadt Coburg zum Beispiel erstattet ihren Bürgern ganze 250 Euro pro Anlage. Die meisten städtischen Förderangebote gibt es derzeit in Nordrhein-Westfalen. So erhalten Kölner eine Rückerstattung von 250 Euro und Düsseldorfer 50 Prozent der förderfähigen Kosten. Es macht also in jedem Fall Sinn, sich bei Ihrer örtlichen Stadtverwaltung zu informieren.
Für wen lohnt sich ein PV-Balkonkraftwerk?
Laut Verbraucherzentrale lohnt sich eine Stecker-Solaranlage für ihre Anwender fast immer. Der Einzelfall lässt sich mit einem Rechner prüfen. Je mehr teuren Strom vom Energieanbieter Eigentümer durch kostenlosen Solarstrom ersetzen, desto schneller rentiert sich das hauseigene Kraftwerk.
Ein Balkonkraftwerk mit 600 Watt Nennleistung erzielt am Tag rund 1,64 Watt Solarstrom. Der Strompreis für eine Kilowattstunde liegt derzeit bei rund 35 Cent. Mit einem Balkonkraftwerk lässt sich somit am Tag Strom vom Energieversorger im Wert von 57 Cent (1,64 Kilowattstunden Ertrag x 35 Cent) durch selbst produzierten Solarstrom ersetzen. Auf das Jahr gerechnet bedeutet diese Ersparnis von 57 Cent pro Tag eine Gesamtersparnis von rund 210 Euro. Eine Solaranlage für 600 Euro refinanziert demnach bereits ab dem dritten Jahr ihre Anschaffungskosten und erwirtschaftet ab nun an Gewinne. Steigen die Strompreise amortisiert sich das Kraftwerk entsprechend schneller.
Die meisten Mini-PV-Anlagen haben sich bereits nach drei bis fünf Jahren refinanziert. Die Lebensdauer einer solchen Anlage liegt bei rund 20 Jahren.
Befestigung und Halterung: Diese Möglichkeiten gibt es
An dieser Stelle ist die Namensgebung irreführend. So eignet sich ein Balkonkraftwerk keinesfalls ausschließlich für den Balkon. Grundsätzlich lassen sie sich auf jeder Freifläche montieren. Dazu zählen Dächer, übrigens auch Flachdächer, Gartenhäuser, Freiflächen im Garten oder Garagen und Carports. Zudem gibt es auch mobile Mini-PV-Anlagen ganz ohne Halterung. Viele Hersteller bieten eigene Befestigungen für verschiedene Anwendungsfälle an. Hier empfiehlt es sich darauf zu achten, welche Art von Halterung im Lieferumfang der jeweiligen Anlage enthalten ist.
Wie genau funktioniert ein Balkonkraftwerk?
Die Funktionsweise einer Mini-Photovoltaikanlage lässt sich in vier Schritten zusammenfassen:
- Sonnenlicht trifft auf das Solarmodul: In dem Solarzellen befinden sich Elektronen, die die Photonen aus dem Sonnenlicht aufnehmen.
- Es entsteht Gleichstrom: Durch die Verbindung aus Elektronen und Photonen entsteht Gleichstrom.
- Umwandlung durch den Wechselrichter: Der Wechselrichter wandelt den Gleichstrom in haushaltsüblichen Wechselstrom um.
- Weiterleitung an Verbraucher: Über die Steckdose gibt das Balkonkraftwerk den so produzierten Strom in das hauseigene Stromnetz und versorgt angeschlossene Geräte damit.